Hoi ihr Powerfrauen*, Weltretter*innen, ungleich bezahlte Over-Performer*innen, Kämpfer*innen und on the fly top shots unserer Gesellschaft und hoi auch ihr mutigen Männer* da draussen…

Am 27. September 2020 stimmen wir in der Schweiz über zehn Tage obligatorischen Vaterschaftsurlaub ab. Ja, richtig gelesen – nur zehn Tage. Ich hoffe, wir sind uns schon einig, dass die zehn Tage Vaterschaftsurlaub nur der Anfang sein können. Eigentlich sollten wir über Elternzeit reden. Damit das jedoch möglich wird, brauchen wir in der Schweiz dringendst ein neues Familienverständnis, welches die Mutter nicht als Hauptbetreuerin sieht. Aber solange kinderlose SVP-Frauen das Referendum gegen solche Initiativen lancieren, müssen wir uns wohl vorerst mit einem Vaterschaftsurlaub begnügen.
Kinder sind keine Frauen*- oder Privatsache
Trotzdem unterstütze ich den Vaterschaftsurlaub, weil…
…die ersten Wochen nach der Geburt eines Kindes für die Mutter physisch und psychisch sehr anstrengend sind. Früher, als der Kostendruck (übrigens meistens auch auf Kosten der Frauen*) im Gesundheitswesen noch nicht so krass war wie heute, sind die Mütter viel länger im Spital geblieben. Ich wurde zum Beispiel trotz Kaiserschnitt nach drei Nächten aus dem Spital entlassen bzw. musste nach Hause gehen. Da ist es für die Frau* eine grosse Entlastung den Vater zu Hause zu haben und für ihn die perfekte Zeit, um die Beziehung zum Kind aufzubauen.
…wir für eine gleichberechtigte Gesellschaft andere Rollenbilder brauchen. Dazu gehört auch ein präsenter Vater und damit meine ich nicht die Weekend-Papis. Familienarbeit ist schon lange keine Frauen*sache mehr. Es kann nicht sein, dass das Leben von Männern* nach der Geburt eines Kindes wie vorher weiter geht, während das Leben der Mutter auf dem Kopf steht. Väter sollen die Strapazen der ersten Monate ebenfalls erleben dürfen und auch müssen. Ich bin mir sicher, dass viele Männer* und Väter anders über Kindererziehung denken würden, wenn sie zuhause geblieben wären. Schon nur deshalb brauchen wir den Vaterschaftsurlaub.
…Kinder keine private Sache sind, sondern die ganze Gesellschaft davon profitiert. Die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt und genau wir können uns diese Investition in die Zukunft nicht leisten? Der Vaterschaftsurlaub kostet uns bei einem Medianlohn 20 Stutz im Jahr. In Zürich müssen wir dafür auf vier Kafis im Jahr verzichten – ich denke, wir werden es alle überleben.
Sag Ja zum Vaterschaftsurlaub
Spätestens im Jahre 2020 ist es auch in der Schweiz an der Zeit anzuerkennen, dass Kinder Ressourcen benötigen, und nicht nur die der Eltern. Danke, dass du am 27. September Ja zum ersten Schritt für eine gleichberechtigtere Zukunft sagst!
PS: Wieso es kein Urlaub ist und das Wort völlig verfehlt, darüber reden wir ein anderes Mal.